Wenn der Schein trügt. Was du über (fairen) Schmuck wissen solltest.
Wir schmücken uns gerne. Manchmal mit Blumen im Haar, manchmal mit Farbe auf der Haut oder aber mit richtigem >>Schmuck<<. Er ziert dann Finger, Ohren und Hals. Ein einzelnes Schmuckstück kann ein Outfit verändern, einen Menschen anders wirken lassen. Immer erzählt Schmuck eine Geschichte. Die Geschichte seiner Herkunft und die Geschichte wie wir ihn bekommen haben.
Hochwertiger Schmuck hat einen hohen Preis, den wir oft auch bereit sind zu zahlen. Den viel höheren Preis zahlen aber die Hände am anderen Ende der Kette …
Ich war lange kein großer Schmuckfan, habe mir wenige Gedanken über Material und Produktion gemacht und wahllos immer wieder gekauft was mich spontan angesprochen hat – meistens zu viel und Unnötiges.
Erst als die ersten Erbstücke meiner Großmutter und Geschenke meiner Mutter in mein Kästchen eingezogen sind, habe ich begonnen Geschichten mit den Stücken an meinem Körper zu verbinden und den wahren Wert von Schmuck erkannt, der weit über den Warenwert hinausgeht.
Trotzdem kann ich nicht behaupten, mich gut mit Schmuck aus zu kennen, geschweige denn mit den Produktionsbedingungen für Gold & Silber und die zierenden Steine. Doch er ist ein wesentlicher Teil in meinem Alltag, dem ich in diesem Artikel und fortan mehr Aufmerksamkeit schenken möchte. Was für die Mode und andere Gebrauchs-Gegenstände gilt, gilt auch für Schmuck: teuer ist nicht gleich fair. Also habe ich mich umgeschaut und ein paar Informationen über die schwarzen Schafe der Schmuckindustrie für euch zusammengetragen.
Es ist nicht alles fair, was glänzt und glitzert.
>>GOLD<<
Am Anfang stand die Handarbeit. Goldsucher hofften in Waschpfannen kleine Stücke Gold zu finden und damit reich zu werden. Doch ein Glückstreffer reicht heute nicht mehr aus, eine neue Ära der Goldproduktion ist angebrochen und bringt viele Probleme mit sich.
Je nach Gewinnungsart, werden unter anderem riesige Mengen von Gestein abgebaut und zermahlen. Die Goldgruben sind oft mehrere hundert Meter tief und das eindringende Wasser muss künstlich abgepumpt werden. Dadurch kann der lokale Grundwasserspiegel derart absinken, dass die lokale Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gefährdet wird. Auch die entstehenden Abfallmengen sind enorm.
Artenschutz, Waldschutz und die Sorge um die Gesundheit der Menschen werden in all der Profitgeilheit außen vorgelassen. Nicht nur werden Tropenwälder gerodet, sondern auch Mensch und Natur mit gefährlichen Chemikalien (Zyanid- und Quecksilber-Lösungen) in Berührung gebracht, die für das Waschen des Goldes benötigt werden. Für ein Kilo gefördertes Edelmetall brauchen Minenarbeiter etwa bis zu 141 Kilo hochgiftiges Cyanid und hinterlassen dabei verseuchtes Land – völlig legal. Weniger legal dafür mindestens so problematisch ist der Einsatz von Quecksilber bei Kleinschürfern. Nur 40% davon verdampfen. Der Rest bleibt in Boden und Wasser.
Steigende Goldpreise befeuern diese Entwicklung zusätzlich und führen dazu, dass selbst verborgenste Orte erschlossen werden.
Ganz ähnliche Bedingungen herrschen übrigens auch bei der Silber-Produktion. Auf Grund des geringeren Preises, sind die Ausmaße aber anscheinend minimal kleiner.
>>DIAMANTEN<<
Diamanten sind die „wertvollsten“ Steine der Welt. Allem voran auf Grund der Marketing Maschinerie dahinter. Verrückt, wenn man bedenkt, dass Smaragde zum Beispiel 20mal seltener sind.
Glaubt man Vermutungen, kommt jeder fünfte Diamant vom Schwarzmarkt. Sie tragen auch den Namen “Blood Diamonds.” In Ländern wie Angola, Sierra Leone, Liberia oder im Kongo tragen die „Blutdiamanten“ zur Finanzierung von Waffenimporten bei. ArbeiterInnen werden ausgebeutet, Kinderarbeit ist keine Seltenheit. Laut Fair Trade in Gems and Jewelery arbeiten rund 13 Millionen Menschen im so genannten Kleinbergbau, wo die Rohstoffe per Handarbeit gewonnen werden. Von den jährlich rund 1,5 Millionen Euro Umsatz mit Diamanten sehen die ArbeiterInnen wenig bis nichts. Das Schleifen der Diamanten stellt einen weiteren Schritt in der Ausbeutungskette dar. Ich möchte mir kaum vorstellen, wie rund eine Million Menschen 16h am Tag in dunklen Verschlägen arbeiten, ätzenden Chemikalien und Diamantenstaub einatmen. Ohne Schutz! Gesundheitliche Folgen inklusive.
Obwohl diese Informationen nur einen Bruchteil der grausamen Wahrheit darstellen kann ich für mich nicht mehr verantworten, Teilhabende an dieser Maschinerie zu sein.
Die Lösung des Problems trägt viele Namen; Grüner Schmuck, ökologischer Schmuck, nachhaltiger oder fairer Schmuck.. mit einem Ziel: >>Eine Schmuckproduktion die den Nachhaltigkeitskriterien entspricht.<<
Wie so eine nachhaltige Schmuckindustrie aussehen kann? Sie kämpft und steht für:
- bessere Arbeitsbedingungen
- Faire Entlohnung
- keine Kinderarbeit
- weniger Energieverbrauch
- der Verzicht auf Chemikalien und Schwermetalle
- Keine Zwangsarbeit
- Frei von Kinderarbeit, Korruption und Konflikten
- Herkunft/Materialgewinnung aus legaler Produktion/legalem
- Umweltschonende und ökologisch verträgliche Produktion
Bei Gold und Silber gibt es dafür mehrere Möglichkeiten.
Faire nachhaltige Bedingungen bei der klassischen Gewinnung zum Beispiel (2010 wurde die erste Goldmine in Bolivien mit dem Zertifikat „fairmined“ ausgezeichnet. Heute werden jährlich ca. 500kg so produziert), oder aber auch das Recycling der Edelmetalle. Gebrauchte Stücke können geschmolzen und neu verarbeitet werden. Auch regionales Flussgold – zum Beispiel Rhein-, Isar-, Donau- oder Inn-Gold ist eine Alternative.
Bei Diamanten ist die Bestimmung der Herkunft schwierig, da die Zertifikate oft gefälscht sind, nachzufragen lohnt sich aber trotzdem.
Wie die Modeindustrie oder Lebensmittelindustrie, ist auch die Schmuckindustrie von vielen Zertifikaten durchzogen. Sie versuchen zwar mehr Klarheit zu schaffen, sind oft aber für den unwissenden Konsumenten undurchsichtig.
Da wäre das responsible Jewelry Council zu nennen. Auch auf die Siegel EZA Fairer Handel, fair & green und GEPA Fair kann man achten.
Wo bekomme ich also nachhaltigen Schmuck?
Der Prozentsatz an fair gehandeltem Schmuck ist leider noch sehr gering. Dass der aber nicht unbedingt „öko“ aussehen muss, beweisen dir meine Lieblings-Schmuck-Labels, die ich dir diesem Artikel vorstelle -> Nachhaltiger Schmuck: 10 Labels die du kennen solltest
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