Du solltest doch nur kaufen, was wir wirklich brauchen!
Wie oft bis du nach dem Einkaufen schon nach Hause gekommen, und hattest auf einmal mehr in der Tasche als gewollt? Wie oft hast du dir schon Listen geschrieben, und sie dann doch spontan erweitert?Es sind die Preisschilder mit einem roten oder gelben Sticker versehen – minus 30%, minus 50% schreien sie uns an. Preisschilder die mit der xx,99 vermitteln wollen, wie günstig das Produkt nicht ist und Dinge im Regal so angeordnet, dass man fast nicht anders kann, als eben mal schnell zuzugreifen…. Die Verkaufs-Fuzzis sind schlau. Aber wir sind schlauer – wenn wir nur wollen!
Vor zwei Wochen war ich zu meinem Geburtstag in Linz zu Besuch bei meinen Eltern. Von meiner Mutter habe ich mir eine einzige Sache gewünscht, neben ihrer Zeit, einen Kuschelpulli für den Winter. Fair und vegan sollte er auch noch sein… Also haben wir uns auf den Weg in die Stadt, und auf die Suche, nach solch einem Pulli, gemacht. Schon auf den ersten Metern habe ich in einem Hauseingang diese Cartoons entdeckt und musste einfach stehen bleiben. Ich glaube zwar nicht dass sie ausschlaggebend dafür waren, dass wir an diesem Tag keinen Pulli gekauft haben, aber sie haben mich an ein Thema erinnert, das vor allem in der Advent- und Weihnachtszeit all zu oft in Vergessenheit gerät. “Was brauchen wir wirklich?”
Als mich meine Mutter einige Wochen vor dem Geburtstag gefragt hat, was ich mir denn wünsche, habe ich relativ schnell gesagt “Eigentlich nichts. Ich habe alles was ich brauche!” (Die Idee des Pulli kam später) und wurde mir in dem Moment dem unglaublichen Luxus in dem ich mich befinde bewusst. Ein Bewusstsein, das mich seither noch stärker begleitet. “Ich brauche nichts” sagen zu können, zu dürfen, ist ein Privileg, für das ich unglaublich dankbar bin, das mich aber auch nachdenklich stimmt.
“Wenn ich alles habe was ich brauche, brauche ich überhaupt alles was ich habe?” lautete meine nächste Frage an mich selbst. Als ehrliche Antwort meinerseits ein “Nein” zu vernehmen war, folgten ein Marathon an Besitztums-Reduktion, Selbstreflexion und ein Gang zur nächsten Carla-Abgabe-Stelle.
Für mich war das Loslassen von unnötigen Dingen der erste Schritt, neue Dinge auch vermeiden zu können, denn “Wen ich immer weniger habe, werde ich auch weniger brauchen.” so die Idee, und sie ging auf. In den letzten Monaten habe ich ein Wort vermehrt zu gebrauchen gelernt, nämlich “Nein”. “nein ich brauche das nicht”, “nein ich möchte das nicht” – meist verschönt zu einem “Nein, danke.” Ich lerne “Nein” zu sagen zum Plastiksack, zur Weihnachts-deko und zur zehnten Teetasse die auch nichts anders kann als die restlichen Teetassen auch – sie sieht halt hübsch aus.
“Minimalismus” so das Wort das im Lexikon zu so einem Lebensstil steht, wird bereits als die „gesellschaftliche Resonanz auf das Überangebot“ bezeichnet. Tatsächlich habe ich das Gefühl beim Einkaufen gehen mehr ablehnen zu müssen, als aktiv “Ja” zu etwas zu sagen, das ich auch möchte.
Ich möchte dir in diesem Artikel keine To-Do liste zum Entrümpeln deines Lebens geben und auch keine Checkliste zum Thema “Diese 36 Sachen brauchst du wirklich”, sondern ich möchte einfach meine Gedanken zu diesem Thema zum Ausdruck bringen, und vielleicht auch dich zum Denken anregen.
Aber ist Minimalismus die Lösung?
Minimalismus ist gerade überall präsent, egal ob in Magazinen, Blogs oder auf Instagram. Ob ich nun Minimalistin bin, weiß ich nicht. Ja! meine Wohnung wird nach Möglichkeit leerer, trotzdem liebevoller, meine Bilder werden einfacher und klarer, aber auf einen Begriff festlegen mag ich mich trotzdem nicht – Schubladendenken Ade. Was für mich zählt ist der Grundgedanke, der nicht im vermeiden, sonder einfach weniger haben liegt. Aber auch im Loslassen von Angewohnheiten, und Ballast wieder Freude und Erleichterung finden.
Minimalismus ist Ansichtssache. Meine Entscheidung minimalisitscher zu leben bedeutet für mich nicht, nie wieder eine Vase vom Flohmarkt mitzunehmen oder für jedes neue Kleidungsstück eines auszusortieren.
Den Rahmen steckt jeder für sich selber fest.
Für mich selbst kann ich Minimalismus auf eine einfache Frage reduzieren. “Brauche ich das wirklich?”
Was brauche ich wirklich?
Bedürfnisse sind so individuell wie jeder von uns!
Die Bedeutung von Besitz verändert sich mit jeder Generation. Besitz ist nicht alles. Für mich zählen Erfahrungen, Geschichten., Momente und Glück.
Auch auf die Frage “Brauche ich das?” gibt es nicht nur “die eine” Antwort. Denn wenn ein Stück auch nicht 100% notwendig ist, dir aber wirklich Freude bereitet und du gerade Lust hast, es mitzunehmen, ja warum denn bitte nicht? 🙂
Mein persönliches Ziel ist also nicht in der vollkommenen Reduktion zu finden, sondern im Bewusst-Sein. Sich seiner ganz persönlichen Wünsche und Bedürfnisse bewusst zu werden, aber auch sich der Situation bewusst zu werden “Habe ich das in der Hand weil es billig ist, oder weil es mir gefällt?” ist der erste und wichtigste Schritt.
Heute sitze ich immer noch in einer alten Strickjacke am Computer. Wir haben einfach keinen Pulli gefunden der passt (Linz braucht mehr faire Läden!) und bis es soweit ist, wird auch keiner gekauft. Punkt.
Was denkst du zu dem Thema? Wie findest du die Balance im “Brauchen” und “Kaufen”? Und würde dir ein Artikel zum Thema Reduktion helfen? Zum Beispiel wie ich das Thema “Wohnung-Entrümpeln angegangen bin? Lass es mich wissen!
Outfit: Schuhe: Noah Hose: alt -> faire Alternative hier Bluse: Second Hand -> 2nd Hand Alternative hier Schal: alt -> faire Alternative hier Jacke: Second Hand -> 2nd Hand Alternative hier *** Die Fotos hat meine Mutter bei unserem Stadtspaziergang gemacht - irgendwo zwischen der Linzer Landstraße und der Tabakfabrik ***
10 Comments
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Schön geschrieben! Ich glaube auch, dass es nicht darum geht, sich als Minimalistin zu labeln. Ich bin auch schon das ganze Jahr am reduzieren und merke genau wie du mit Freude, dass ich als Folge davon weniger kaufe. Ich habe einfach den Drang danach nicht mehr so wie früher – der frei gewordene Platz gefällt mir besser 🙂
Trotzdem wird meine Wohnung nie so kahl sein, wie die eines manchen Minimalisten. Auch ein paar “nutzlose” aber dafür schöne Dinge haben definitiv ihre Berechtigung!
Mich würde es übrigens auf jeden Fall interessieren, wie du beim Entrümpeln deiner Wohnung vorgegangen bist, denn ich bin selbst noch lange nicht fertig (ich sag nur “Keller” 😉
Liebe Grüße,
Elisabeth -
Das volle Taschen-Syndrom hat man ja gerade bei Ikea ganz schlimm. Ich scherze dann immer “man kann nicht einfach da hinfahren und dann nichts kaufen”, aber eigentlich ist es etwas pervers. So viel Schnickschnack und Mumpitz wird dann gekauft, der am Ende doch nicht benutzt wird.
Und ja, auch ich kenne diesen Spruch “ich brauche nichts” zu Weihnachten. Ich habe eher zu viel. Auch ich versuche, weniger zu kaufen, mehr aufzubrauchen, weiterzugeben, zu verschenken, zu verkaufen… dabei konsumiere ich gerne und verteufele das auch nicht. Für mich ist es auch einfach ein netter Zeitvertreib und bestimmt zum Teil auch, wer ich bin. Aber meist ist Shopping wirklich auch nur eine kurzfristige Lösung, wenn es z.B. mal nicht so gut läuft und man sich dann mit einer neuen Sache belohnen will. Da hilft dann tatsächlich eher ein längst überfälliger Schnack mit der Freundin.LG Biene
http://lettersandbeads.de -
Huhu liebe Amina,
vielen lieben Dank für diesen wundervollen Beitrag – er gefällt mir wirklich sehr, sehr gut. Auch wenn du auf Facebook geschrieben hast, dass er wohl einer der spontaneren Sorte war, so ändert das ja überhaupt nichts an der Qualität. 🙂
Du sprichst mit diesem Text so viele Wahrheiten aus, die mich auch beschäftigen, die ich aber so noch gar nicht richtig in Worte gefasst haben. Vielen Dank, dass du das Chaos in meinem Kopf damit organisiert hast. Ich denke auch, dass man sich nicht als “Minimalist” beschreiben muss, nur wenn man sich mit wenig zufrieden gibt. Das steckt einen nämlich direkt wieder in eine Schublade und sorgt im schlimmsten Fall für böse Blicke, wenn man sich nicht komplett an die in ihr gelebte Norm hält – so kennt man das ja auch vom Veganismus oder auch Zero Waste. Dementsprechend bleibt nur zu sagen: Mach weiter so, ich finde dich unheimlich inspirierend!Liebste Grüße
CosimaP.S: Da mir dieser Beitrag so gefällt, würde ich ihn gerne unter der Kategorie “Link-Liebe” in meinem Newsletter verlinken. Ich hoffe, das ist okay für dich. 🙂
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Liebe Amina,
Ohja, ich kann dir voll zustimmen! 😀 Vielen Dank für diese guten Gedanken! Ich finde es ehrlich bewundernswert, wie du es schaffst, so minimalistisch zu leben. Beim Einkaufen achte ich zwar auch auf genau diese Dinge, aber allein schon weil ich auch Künstler bin oder gern verschiedenste Kosmetika (auch Haarprodukte etc.) ausprobiere, fallen immer wieder viele Dinge an. Da muss ich mich noch ein wenig in den Griff bekommen. Und ich würde mich sehr über einen Entrümpelungs-Beitrag freuen! Ich habe zu viele Dinge, bin ein kleiner Chaot und weiß einfach gar nicht, wo ich anfangen soll, welche Sachen ich entsorgen soll.
Aber ich spüre immer wieder, dass es einfach weniger sein sollte. Wie gut es mir geht, daran denke ich fast jeden Tag. Von meinen Eltern und Freunden wünsche ich mir schon lange nichts mehr zum Geburtstag, zu Weihnachten, außer sie können mir bei einem großen Geschenk (wie meiner neuen Kamera) ein wenig helfen. Wir sollten so viel mehr darauf achten, was wir wirklich brauchen und uns nicht so sehr von den Verkaufs-Fuzzis reinlegen lassen! Obwohl die leider echt gut sind, selbst, wenn man darauf achtet …In Hoffnung auf einen Entrümpelungs-Beitrag,
Laurel
Kea
Hallo Amina, dein Artikel gefällt mir sehr, er passt sehr gut zu den Gedanken, die mich seit dem Green Blogger Meetup bewegen: Was brauchen wir wirklich und wie gehen wir als Blogger mit der omnipräsenten Nachfrage nach Neuem um? Denn es ist ja nicht nur die Frage, was wir privat anschaffen, sondern auch, inwiefern wir selbst mit dem Konsum grüner Produkte das System der Bedürfniserweckung am Leben halten. Nachdenkliche Grüße, Kea